Eine Leitung – Viele Herausforderungen 

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Die bestehende Leitung zwischen Conneforde und Sottrum ist rund 100 Kilometer lang. Sie spannt sich vom Umspannwerk bei Conneforde vorbei an Rastede bis zur Schaltanlage in Elsfleth. Von dort geht es weiter über die Weser bei Bremen-Farge. Im Anschluss biegt die Leitung nach Osten ab, verläuft über Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude weiter bis nach Sottrum.

Bei unserem Projekt handelt es sich um einen Ersatzneubau: Wo immer möglich, versuchen wir auch den neuen Trassenverlauf entlang der bestehenden Trasse zu orientieren. Wo wir etwaige Raumwiderstände verhindern können, suchen wir alternative Trassenverläufe.

Zunächst haben wir die Raumwiderstände im Bereich um die bestehende Leitung herum analysiert. Dabei wurden Raumordnungskriterien (z. B. Siedlungen, Kulturgüter oder bereits bestehende Infrastruktur) und Umweltaspekte (z. B. Naturschutzgebiete, Wälder oder Trinkwasserschutzgebiete) herangezogen, um Raumwiderstände festzustellen. Aus den Daten der Raumwiderstandsanalyse sowie den Hinweisen von Behörden, Kommunen und Trägern öffentlicher Belange konnten wir Grobkorridore und einen ungefähren Trassenverlauf entwickeln, mit denen wir ab Ende Juni 2023 für den Abschnitt von Elsfleth/West bis Sottrum in das Raumordnungsverfahren einsteigen konnten. Für die Maßnahme von Conneforde bis Elsfleth/West konnten wir uns gemeinsam mit den betroffenen Kommunen, Ämtern und Verbänden bereits auf einen Vorzugskorridor einigen. Auf ein Raumordnungsverfahren wurde daher verzichtet.

Interaktive Projektkarte

In einigen Bereichen müssen wir uns besonderen Herausforderungen stellen. Diese möchten wir Ihnen hier kurz vorstellen:

1. Eine technische Innovation: der NordWestHub

2. Die Weserquerung bei Bremen-Farge

3. Das Umspannwerk Blockland/Neu

4. Das Umspannwerk Sottrum/West

Eine technische Innovation: der NordWestHub

Teil unseres Projektauftrags ist der Bau einer 380-kV-Schaltanlage zur Multiterminal-Anbindung. Neben unserer Wechselstrom-Freileitung sollen in dieser Anlage auch Gleichstrom-Erdkabel-Projekte angebunden werden. Dabei handelt es sich um

  1. verschiedene Gleichstrom-Erdkabel, welche bis zu vier Gigawatt Windenergie aus Offshore-Kraftwerken in das Übertragungsnetz einspeisen sollen, und
  2. ein Gleichstrom-Erdkabel des Netzbetreibers Amprion, um rund zwei Gigawatt Strom weiter nach Mitteldeutschland zu transportieren.

Um diese unterschiedlichen Leitungen möglichst flächensparend zu verknüpfen, setzen wir auf eine technische Innovation: den NordWestHub. Bisher wurden Verbindungen zwischen Off- und Onshore-Leitungen immer als Punkt-zu-Punkt-Verbindungen realisiert. Dafür war der Bau mehrerer einzelner Schaltanlagen und Konverterplattformen nötig. Im NordWestHub laufen diese Verbindungen in einer einzigen Anlage zusammen, die aus mehreren Elementen besteht:

  • einer Gleichstrom-Schaltanlage, die mehrere Gleichstromleitungen miteinander verknüpft.
  • ein Konverter, um den Gleichstrom in Wechselstrom (und umgekehrt) umzuwandeln.
  • ein Wechselstrom-Umspannwerk, das den Wechselstrom auf die Leitung Conneforde – Sottrum weiterleitet und perspektivisch auch 110-kV-Leitungen anschließt.

Um die Gleichstrom-Verbindungen miteinander zu koppeln, wird eine innovative Gleichstrom-Schaltanlage ein Bestandteil des Hubs sein. Die Anlage kann statt zwei gleich mehrere Leitungen miteinander verknüpfen. Erstmals soll dabei ein innovativer 525-kV-Gleichstrom-Leistungsschalter eingesetzt werden. Weiterhin soll der Strom aus Offshore-Windkraft auch im regionalen und überregionalen Wechselstrom-Netz weitertransportiert werden. Gleichzeitig wird regional produzierter Strom, zum Beispiel aus Onshore-Windkraftanlagen, in die Gleichstrom-Leitungen eingespeist. Dafür wird als Teil des Hubs auch ein Konverter entstehen, der Gleichstrom in Wechselstrom (und umgekehrt) umwandelt. In direkter Nähe zum NordWestHub wird ein Wechselstrom-Umspannwerk entstehen. Hieran schließen die 380-kV-Leitung Conneforde – Sottrum sowie perspektivisch 110-kV-Leitungen an. So gelangt die auf See produzierte Offshore-Windenergie auch in das regionale und überregionale Verteilnetz.


Um die Anlage aufzustellen, benötigen wir voraussichtlich eine Fläche von rund 48 Hektar. Dabei kann der Hub nicht irgendwo stehen: Der Standort muss den Anforderungen von drei Projekten gleichzeitig Rechnung tragen. Da unser Projekt Conneforde – Sottrum als Ersatzneubau das Ziel hat, möglichst im Umfeld der Bestandstrasse zu bleiben, haben wir nach potenziellen Flächen nahe der bestehenden Leitung gesucht.

Das neue Umspannwerk in Bremen und die Weserquerung

Nahe des Kraftwerks Farge stehen an der Weser zwei rund 135 Meter hoch Strommasten. Sie sind weithin sichtbare Landmarken. Hier quert die bestehende Leitung Conneforde – Sottrum gemeinsam mit der Elbe-Weser-Leitung (Dollern – Elsfleth/West) den Fluss.

Ob die neue Leitung die Weser weiterhin an dieser Stelle queren wird, hängt von den Ergebnissen des Raumordnungsverfahrens (ROV) ab. Aktuell werden zwei Leitungsführungen mit jeweils zwei unterschiedlichen Standorten für das geplante Umspannwerk Blockland/Neu (Arbeitstitel) untersucht.


Alternative 1: Entlang der bestehenden Trasse


Die Nordvariante sieht vor, das Umspannwerk auf einer Fläche an der Bundesautobahn 27, nahe der Abfahrt Industriehäfen zu bauen. Die Anbindung erfolgt hierbei von Norden und orientiert sich an der bestehenden Trasse: Von Elsfleth kommend wird die Weser an der bestehenden Stelle bei Bremen-Farge überquert. Dabei würde das Kraftwerk Farge angebunden. Allerdings würden die Leiterseile für die neue Leitung schwerer sein als die bisherigen. Die bestehenden Masten an der Weserquerung – errichtet 1966 – sind baulich nicht dazu ausgelegt zwei 380-kV-Stromkreise mit je 4.000 Ampere zu tragen. Daher prüfen wir für diese Variante derzeit, ob wir die Wesermasten verstärken bzw. umbauen könnten, oder ob wir neue tragfähigere Masten errichten müssten.

Von Frage aus würde die Leitung in Richtung Osterholz über Lilienthal bis Sottrum verlaufen. Auf Höhe Ritterhude zweigt die Leitung ab und verläuft in enger Bündelung mit der in Planung befindlichen Bundesstraße 74neu bis zur Potenzialfläche für das neue Umspannwerk.


Alternative 2: Neuer Leitungsverlauf südlich von Bremen


Die Südvariante verläuft hingegen südlich von Bremen. Östlich von Elsfleth biegt die Leitung ab und spannt sich durch die Gemarkungen der Gemeinden Berne und Lemwerder. Die Querung der Weser erfolgt hier auf Höhe der Ochtum-Mündung. Auf der gegenüberliegenden Uferseite, am östlichen Rand des Werderlandes, prüfen wir derzeit eine geeignete zweite Fläche für das Umspannwerk. Sollte der Bau an dieser Stelle erfolgen, würde unsere Leitung in enger Bündelung mit bereits bestehenden 110-kV-Leitungen entlang der Bundesautobahn 281 und weiter an der geplanten Bundestraße 74neu nach Norden geführt. Bei Ritterhude schließt sie wieder an den Bestandsverlauf an und läuft in Richtung Lilienthal und Sottrum.

Diese südliche Alternative hat sich im Zuge der Planungen als Vorzugsalternative erwiesen. Die Raumwiderstände, gerade im südlichen Bereich der Gemeinden Berne und Lemwerder, sind geringer. Bei der Südalternative haben wir außerdem die Möglichkeit, mit bestehender oder geplanter Infrastruktur zu bündeln: Beispielsweise mit dem TenneT-Ersatzneubau Elsfleth/West – Ganderkesee, der A 281 und der geplanten B 74neu.

Das Umspannwerk Sottrum/Neu

In der Samtgemeinde Sottrum suchen wir einen Standort für ein weiteres Umspannwerk. Unsere Leitung Conneforde – Sottrum soll dort mit der zu planenden Elbe-Lippe-Leitung verknüpft werden. Damit stellen wir die Versorgungssicherheit in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung sicher.

Neben den beiden 380-kV-Leitungen Conneforde – Sottrum und Elbe-Lippe-Leitung soll die Anlage außerdem Strom aus der 110-kV-Ebene aufnehmen. Regional produzierter Strom aus Windkraftanlagen wird damit ins Netz eingespeist. Ebenfalls wird vom neuen Umspannwerk die Region auf 110-kV-Ebene mit Strom versorgt.

Für das neue Umspannwerk haben wir bisher vier potenzielle Standortflächen ausgemacht und mögliche Anschlussvarianten entwickelt:

Die Suchräume für das Umspannwerk Sottrum/Neu

Das bereits bestehende Umspannwerk in Sottrum kann nicht erweitert werden und kommt daher für die Anschlüsse dieser verschiedenen Leitungen nicht in Frage. Gleichzeitig muss das Umspannwerk aus Gründen der Versorgungssicherheit bestehen bleiben.

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